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Ceremony. Dansaekwha by Hyunae Kang. 

In der intensiven Auseinandersetzung mit der meditativen Malpraxis der Künstlerin Hyunae Kang widmet sich die Ausstellung mit dem Titel „Ceremony“ den Kernthemen der koreanischen monochromen Malerei „Dansaekhwa“: Materie, Performance, Textur.

Der von Sensibilität für schillernde Farben und die Dynamik der Natur geprägte Malstil Kangs entwickelte sich aus ihrer bildhauerischen Praxis, bei der sie der inneren Energie der Materialien durch die Oberflächengestaltung einen spannungsgeladenen Ausdruck verleiht. Als Absolventin des Bildhauereistudiums an der Ewha Womans University wurde Kang in den 1990er-Jahren durch ihre minimalistischen Skulpturen mit naturhaft wirkender Abstraktion bekannt. Nach ihrer Einwanderung in die USA im Jahr 1995 aber hat sich die Künstlerin hauptsächlich auf die Malerei konzentriert. Viele ihrer Gemälde ab 2000 bestehen aus fein komponierten Farbflächen, die wie eine Vielzahl aus vertikal und horizontal gewebten Gittern erscheinen. Die dicht übereinander gelegten Farbgitter, die einfache Kreise oder Rechtecke bilden oder sich manchmal ohne wahrnehmbare Komposition über die gesamte Leinwand erstrecken, erzeugen eine rhythmische Bewegung. Ein schimmernder, lichtartiger Effekt wird dadurch hervorgerufen. In einigen Werken bestehen Naturmotive wie Bergkämme und Wellen neben abstrakten Elementen, überwiegend jedoch sind es die die einfachen geometrischen Formen, die naturhafte Assoziationen wie z.B. mit der Sonne, dem Mond oder einer Waldlandschaft hervorrufen. In einigen Werken kommen kalligrafieartige, kurvige Linien oder sich wiederholende, mit einem Messer herausgearbeitete Kratzmuster zum Einsatz, viele Flächen sind in kleinere Einheiten unterteilt und bilden zahlreiche Schichten, die eine gewebeähnliche Struktur erzeugen. Durch rhythmische Wiederholung der Strukturen entsteht ein Raumgefühl, als ob innerhalb eines Bildes der Ausschnitt einer unendlichen Weite greifbar wird. 

Die intensive Beschäftigung mit der Beschaffenheit der Bildoberfläche ist in der koreanischen Kunst, insbesondere im Dansaekhwa, nicht nur von ästhetischer Bedeutung. Im Diskurs über die koreanischen Moderne und ihre nationale Positionierung innerhalb der globalen zeitgenössischen Kunst spielt die Textur immer eine wichtige Rolle. Der Prozess des Malens z.B. wird in dieser Tradition durchaus mit den taktilen Empfindungen bei der Berührung einer Steinpagode, dem Sand von Park Soo-geun oder von weissem Porzellan von Kim Hwan-ki verglichen. Diese spezifische künstlerische Sichtweise, dass durch die Ausformulierung der Oberfläche das handwerkliche Geschick und die körperliche Anstrengung des Malers widergespiegelt wird und Emotionen eher durch das Ertasten der Materialoberfläche als durch die Form eines Kunstwerks ausgedrückt werden können, wurde von Ufan Lee thematisiert. Er hat als eine führende Persönlichkeit der Mono-ha und Dansaekhwa in Japan und Korea diese, sich kunsttheoretisch und kulturhistorisch im Spannungsfeld von Materialität, Performance und Malerei befindende, Position vertreten und erläutert. Er und viele andere Dansaekhwa Künstler begreifen die Leinwand sowohl als zu bearbeitendes Material als auch als Ort der Handlung: Statt ein Motiv abzubilden, ist der Maler ganz in den sich wiederholenden Prozess des Auftragens und Entfernens von Farbmaterial vertieft, so dass er sich seiner eigenen Zielgerichtetheit nicht bewusst ist und ein Gefühl des Einsseins mit dem «unendlichen Objekt» erlebt. Die Malerei wird zum Schauplatz eines geistigen Erwachens, bei dem sich das Subjekt durch diesen disziplinierten Akt des Übens im Nichts auflöst.  

Kangs Werk ist insofern in dieser Auffassung von Dansaekhwa verwurzelt: Das Malen betrachtet sie nicht als Ideenverwirklichung, sondern als Prozess an sich, der durch den Akt der endlosen Wiederholung der geistigen Reinigung dient. Im Gegensatz zu den traditionellen Dansaekhwa ist die Illusion des Raums durch Farbkontrast ein wichtiges Motiv in Kangs Gemälden. Die sog. 1. Generation der Dansaekhwa-Künstler aus den 70er-Jahren konzentrierte sich radikal auf die Gestaltung der Oberfläche, wobei sie gänzlich auf die Farbe verzichteten: viele Arbeiten sind nur mit weiss oder erdigen Farben ausgeführt. Kangs Interpretation der Dansaekhwa basiert auf der kontrastreichen Komposition aus warmen und kühlen Farben und deren Wirkungsweise. Nicht nur diese Vorgehensweise, auch ihre wie textiles Gewebe anmutenden Oberflächen erinnern sehr an das traditionelle koreanische Stickhandwerk, das in der Regel von Frauen ausgeübt wurde. Die durch den Hell-Dunkel-Kontrast hervorgerufenen leuchtenden, flimmernden, dynamischen Effekte und die von ihr geschaffene unendlich wirkende Tiefe des Raums haben eine so geheimnisvolle wie kraftvolle Wirkung auf den Betrachter, der mit Bewunderung für die äusserst reduzierte und geschickte, sich wiederholende und aufwendige Handarbeit in eine intensiv spirituelle Landschaft eintaucht.  

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