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Past Tense: Contemporary Korean Ceramics

Keramiken von:

Soyul Baek, Myungseung Cha, Sinhyun Cho, Kiho Kang, Jiyeon Kang, Soojong Ree, Youkyung Sin, Hogyu Son

Für viele koreanische KeramikerInnen stellte die Ausstellung von 1111 von Yung-Jae Lee gefertigten Keramikschalen im Jahr 2006 in der Pinakothek der Moderne in München ein entscheidendes Ereignis dar. Ihren Schalen von unterschiedlicher Form und Größe, die ganz schlicht auf dem Fußboden des Museums platziert wurden, liegt die Auseinandersetzung mit dem Schüsseltypus Maksabal zugurunde, der in der alltäglichen koreanischen Küche am häufigsten gebraucht wird. Lees neue Interpretation des traditionellen Gebrauchsgegenstands berührte das Kunstpublikum mit der Einzigartigkeit jedes ausgestellten Stücks.

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Foto: Werner J. Hannappel

 

Im Zuge der Postmoderne, die mit einem systemkritischen Blick die Grenzen zwischen Kunstobjekt und Handwerksgegenstand aufhob und auch die Gattungen innerhalb der Handwerkstradition an sich in Frage stellte, wurden die Kategorien Kunst- und Gebrauchskeramik obsolet. Die Alltagskeramik weist heute Ideenreichtum und skulpturale Eigenschaften auf und kann im Kunstraum gezeigt werden. Ausserdem hat das traditionelle Handwerk durch seine Neuinterpretation Aufmerksamkeit in der Kunstforschung gewonnen. Heute arbeiten Keramiker unabhängig vom konventionell binären Konzept von Gebrauchs- oder Kunstkeramik und können sowohl Kunst- als auch Gebrauchsobjekte herstellen.

Die hier ausgestellten Werke zeigen, wie unterschiedlich die KünstlerInnen sich mit traditionellen Materialien, Techniken, Formen und Mustern auseinandersetzen. Jiyeon Kang befasst sich mit der Ästhetik des traditionellen Porzellans der Joseon Dynastie (1392-1910), die sich, geprägt von der konfuzianischen Gesellschaftsidee und Literatenkultur, um einen sparsamen, dekorationslosen und dennoch eleganten Ausdruck bemühte. Die bekannte Mondvase, die durch ihr schlichtes weiss und ihre nüchterne und zurückhaltende Form eine gewisse Reinheit verkörpert, ist ein typisches Beispiel des Joseon Porzellans. Kangs zeitgenössische Interpretation der Schönheitslehre Joseons wirft Fragen nach der Struktur des Nationalgefühls und dessen Kontinuität auf, denn eine Assoziation mit dem Klischee der koreanischen Bevölkerung als „the whiteclad people“ oder „the people of white clothes“ wird hervorgerufen.

Kuratiert von Yujin Kim
Yujin Kim ist Kunsthistorikerin mit den Schwerpunkten asiatische Kunstgeschichte sowie transkulturelle Fragen der kunsthistorischen Methodik und künstlerischen Forschung. Sie hat ihre Dissertation mit dem Titel "Remake im Spannungsfeld zwischen globaler und lokaler Kunstszene. Strategien der künstlerischen Nachahmung in den Werken von Yeondoo Jung, Ming Wong und Pierre Huyghe (Remake im Spannungsfeld zwischen globaler und lokaler Kunstszene. Künstlerische Imitationsverfahren bei Yeondoo Jung, Ming Wong und Pierre Huyghe)", das das Genre des filmischen Remakes als künstlerische Strategie in der zeitgenössischen Kunst seit 1990 aus einer transkulturellen Perspektive untersucht und die Arbeiten ausgewählter Künstler im Spannungsfeld zwischen lokaler und globaler Kunstszene verortet. Neben ihrer akademischen Forschung arbeitet sie als Kuratorin und Kunstjournalistin und schreibt für das Public Art Magazine Artikel über zeitgenössische Kunst, Institutionen und Ausstellungen. Ihr aktuelles Projekt "Past Tense: Zeitgenössische koreanische Keramik (2022)" konzentriert sich auf moderne koreanische Keramik im Kontext der bildenden Kunst.

 

Installationsgestaltung von Sung Eun Vicky Kim 

Sung Eun 'Vicky' Kim erwarb 2002 einen B.A. (Hons.) in Bildender Kunst und Kritischen Studien am Goldsmiths College, University of London, und 2006 einen MFA in Bildender Kunst an der Columbia University, New York. Sie lebt in London und hat kürzlich am Royal College of Art mit einer Arbeit zum Thema "Die Produktion von Subjektivität durch Raum, Architektur und Bild" promoviert. Zu ihren Einzelausstellungen gehören '2.7 / 4.8 / 7.4 / 9.4 / 12.1 / 15.2 / 18.5 / 22', Chosun Gallery, Seoul, 2019; 'Under the Coral-like Blue Concrete', Gallery Factory, Seoul, 2010; und 'A Room in House X', Gallery Hinterberg, Zürich, Schweiz, 2008. 2009 erhielt Kim ein Aufenthaltsstipendium im Rahmen des International Artist's Studio Program am National Museum of Contemporary Art, Seoul, Südkorea, und 2018 ein Produktionsstipendium für die 4. Kunming Biennale am Yunnan Art Museum, Kunming, China. 

Sie ist eine koreanische Künstlerin, die im Südosten Londons lebt und mit skulpturaler Installation, Zeichnung und Druckgrafik arbeitet.  Ihr Interesse gilt der Gestaltung und der Konstruktion der materiellen Welt, der Geschichte und den Ideologien, die die gebaute Umwelt durchdringen.  Die jüngste Druckgrafik - eine fortlaufende Serie von Finger-"Gemälden" mit dem Titel "Finger Bowl Thumb Nail" (Fingerschale Daumennagel) - wird mit Tinte auf Zeichenfolie hergestellt und wurde bisher als Siebdrucke auf dünnem 90 g/m2 "Five Seasons"-Recyclingpapier realisiert, soll aber dramatisch vergrößert und entweder allein oder in mehrteiligen Skulpturen und Installationen gezeigt werden. Sie erinnern sowohl an "hohe" als auch an "niedrige" kulturelle Formen (Kinderbilder, naive oder primitive Kunst, abstrakter Expressionismus) sowie an verschiedene Arten von körperlichen Überresten und spielen mit dem Klischee der Geste, indem sie den Betrachter durch die Reproduktion und Degradierung des Drucks vom ursprünglichen "Ereignis" oder "Ausdruck" distanzieren und uns gleichzeitig herausfordern, darüber nachzudenken, was kommuniziert wird - ein Gruß oder vielleicht etwas Vulgäres? Feierlich oder absurd? Umarmend oder konfrontativ? Obwohl die instinktive Reaktion darin bestehen mag, nach einem Bild zu suchen - nach Verständnis und Bedeutung unter den Zeichen - oder zu versuchen, die Haltung zu ermessen, mit der sie zuerst gemacht wurden, sind die Gesten selbst letztlich resistent gegen eine Entschlüsselung.

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